Politik, Wissenschaft, Bildende Kunst, Literatur, Musik und Theater prägen den Steinplatz und seine Umgebung seit rund 150 Jahren. Er ist Mittelpunkt einer lebendigen Kultur-, Bildungs- und Erinnerungslandschaft, die auf Stadtspaziergängen vorgestellt und lesbar gemacht wird. Den Auftakt bildete 2020 eine Erkundung zu politischen Konflikten und der Erinnerungskultur rund um den Steinplatz, gefolgt von einem literarischen Spaziergang. 2021 wurde dieses Programmangebot um zwei Stadtführungen zur Wissenschaft und zum Musikleben im Neuen Westen erweitert. Die Themen der Führungen werden fortlaufend aktualisiert.
Teilnahme kostenlos, Spende erbeten. Anmeldung mit Hinterlegung von Kontaktdaten erforderlich. Gruppengrößen und Teilnahmebedingungen richten sich nach der jeweils aktuellen Corona-Verordnung.
Best of Steinplatz – Die Extratour
- Samstag, 19.03.2022, 11 & 14 Uhr (zurückliegend)
Stadtführung mit Michael Bienert (Text der Stadt)
Nach zwei Jahren Recherche rund um den Steinplatz präsentiert der “Berlinologe” Michael Bienert auf dieser Führung Sehenswürdigkeiten und Geschichten, die ihn besonders überrascht und begeistert haben. Was hat der Steinplatz mit Elefanten zu tun? Was war die “Volle Pulle”? Warum steht ein Stück vom alten Berliner Dom auf dem TU-Campus? Und wieso fährt dort eine Spielzeugeisenbahn streng nach Fahrplan?
Reformer, Rassisten, Revolutionäre – Politik um den Steinplatz
- Samstag, 09.04.2022, 11 Uhr (zurückliegend)
- Sonntag, 29.05.2022, 14 Uhr
Stadtführung mit Michael Bienert (Text der Stadt)
Steinplatz und Hardenbergstraße tragen die Namen preußischer Reformpolitiker. In der Weimarer Republik wohnte hier Polizeivizepräsident Bernhard Weiss, der gegen den aufkommenden Rechtsradikalismus kämpfte und zur Zielscheibe antisemitischer Propaganda wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden am Steinplatz erste Denkmäler für Opfer des Holocaust und des Stalinismus. Die Hochschule der Künste war in den Nachkriegsjahren Schauplatz heftiger Ost-West-Konflikte. Im Café Steinplatz verliebte sich Rudi Dutschke, die Studentenbewegung machte das Amerika-Haus zum Ziel von Demonstrationen gegen neokoloniale Politik. Vor der Landeszentrale für politische Bildung erinnert ein Denkmal an den Asylbewerber Kemal Altun, der sich 1983 im Verwaltungsgericht das Leben nahm, um nicht an das türkische Militärregime ausgeliefert zu werden. Ein Spaziergang durch 200 Jahre politischer Konflikte.
Swinging Steinplatz – Musik und Bühnenkunst zwischen Hardenberg- und Kantstraße
- Sonntag, 24.04.2022, 14 Uhr (zurückliegend)
Stadtführung mit Michael Bienert (Text der Stadt)
Große Klassikinterpreten wie der Geiger Yehudi Menuhin und der Sänger Luciano Pavarotti waren Stammgäste im Hotel am Steinplatz. Aus der seit 1902 an der Fasanenstraße ansässigen Hochschule für Musik ist die größte Fakultät der Universität der Künste hervorgegangen. In der neoromanischen “Burg”, dem Institut für Kirchenmusik, üben Studierende an historischen Orgeln. Die Comedian Harmonists hatten in der Carmerstraße ihr Büro, und im Kino “Delphi” wurde in den Zwanzigerjahren wild getanzt. Seit 1975 ist das “Quasimodo” einer der spannendsten Jazzclubs in Berlin. Am Theater des Westens erinnert eine Gedenktafel an die “Wilde Bühne” der Schauspielerin Trude Hesterberg, die den jungen Brecht als Singer-Songwriter engagierte. Nach Kriegsende fand an der Kantstraße die erste Opernaufführung im zerstörten Berlin statt, heute gehört das Theater des Westens einem niederländischen Musicalkonzern.
„Wagt´s doch, Kultur zu haben!“ – Weltliteratur und Theater um den Steinplatz
- Sonntag, 15.05.2022, 14 Uhr (ausgebucht)
- Sonntag, 03.07.2022, 14 Uhr
Stadtführung mit Marianne Mielke oder Michael Bienert (Text der Stadt)
Der Plan, einen Bronzeelefanten zu Ehren des Freiherrn von Stein aufzustellen, inspirierte Christian Morgenstern zu seinem Gedicht “Vom Stein-Platz zu Charlottenburg”. Die Gegend gehörte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zum “Industriegebiet der Intelligenz” um den Kurfürstendamm und war ein beliebter Wohnort von Intellektuellen. So flohen Bertolt Brecht und Helene Weigel 1933 vom “Knie”, dem heutigen Ernst-Reuter-Platz, ins Exil. Das zeitweise von Ferdinand Bruckner geleitete Renaissance-Theater sorgte mit moderner Dramatik für Aufsehen, im selben Haus hatte in der NS-Zeit aber auch die Reichsschrifttumskammer ihren Sitz. Nach dem Krieg machte Walter Höllerer als Literaturprofessor an der TU Berlin den Steinplatz erneut zum Treffpunkt zeitgenössischer Autor*innen aus dem In- und Ausland. Der Buchhändlerkeller, legendäre Kneipen wie die “Dicke Wirtin” und der “Zwiebelfisch”, Buchhandlungen, Antiquariate und das Schiller-Theater halten die Tradition lebendig.
Ingenieure, Baumeister und Nobelpreisträger – Wissenschaft am Steinplatz
- Samstag, 18.06.2022, 14 Uhr (ausgebucht)
Stadtführung mit Marianne Mielke oder Michael Bienert (Text der Stadt)
Seit die Königlich Technische Hochschule in Charlottenburg im Jahr 1884 eröffnet wurde, ist das Gelände nördlich des Steinplatzes ein Großlabor für Tüftler und Forscher. Neben Institutsgebäuden aus verschiedenen Epochen sind auf dem TU-Campus überraschende Zeugen der Berliner Stadtgeschichte wie eine Säule des alten Berliner Doms und Arkaden der Borsigschen Maschinenbaufabrik zu entdecken. Wo um 1930 das Elektronenmikroskop erfunden wurde, geht es heute um Zukunftstechnologien und nachhaltige Stadtentwicklung. In den letzten Jahren begann die Umgestaltung des Campusgeländes um die Hertzallee: Der TU-Campus soll auch für Besucher*innen attraktiver werden, die hier nicht studieren oder arbeiten. Wir schauen uns um!
Michael Bienert und Marianne Mielke leiten seit vielen Jahren literarische Spaziergänge, beide waren lange im Print- und Radiojournalismus tätig. Michael Bienert ist außerdem durch zahlreiche Bücher zur Literatur- und Kulturgeschichte Berlins bekannt.
Mehr unter www.text-der-stadt.de.
Veranstalter: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Abteilung Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt
Teilnahme kostenlos, Spende erbeten. Voranmeldung mit Hinterlegung von Kontaktdaten erforderlich.